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Neues von der SHG Ratingen
     
 


Fortsetzung

Testurlaub zur Schwägerin

Bevor ich mit meiner Frau den ersten großen Urlaub als Gehbehinderter mit dem Rollstuhl antrat, folgte ich zunächst der Einladung zu einem mehrtägigen Urlaub zu unserer Schwägerin Maria Vox  nach Nordhorn in der Grafschaft Bentheim. Dort ist eine ebene und wunderschöne Landschaft, also rollstuhl-geeignet. Ein guter Test für uns vor dem Sommerurlaub. Wir fanden alles so hervorragend, dass dieser Kurzurlaub um einige Tage verlängert wurde. Somit hatte meine Frau auch mal einige Tage wirkliche Erholung und Entspannung, weil unsere Schwägerin es gerade darauf abgesehen hatte. Zudem wirkten ihre Tochter Barbara und Mann Peter diesbezüglich hervorragend mit, die dasselbe Haus mit Töchterchen Lysanne bewohnen.

 

Hausarzt kündigt mich als Patient

Wie wohl auch in allen anderen Familien umsorgte und pflegte mich meine Frau so hervorragend, wie ich es auch erwartete. Während dieser Zeit erkundigte sie sich überall dort, wo sie für mich noch bessere Möglichkeiten herausholen konnte. So war es auch mit der Behandlungszeit meiner Physiotherapeutin. Bis sie mich bis zum Turndreß an- und ausgezogen hatte, war die normale Behandlungszeit längst verstrichen.

 

Da sich meine Frau aber im vorhinein bei unserer Krankenkasse danach erkundigt hatte, ob man in so einem Fall eine Doppel-Behandlungsstunde erhalten könne und auch bejaht wurde, bat sie unseren damaligen Hausarzt um solches Rezept, das er aber aus Bugdetgründen ablehnte. Es kam wie es kommen mußte. Meine Frau ging in die Kämpferposition, wurde zunehmend direkter und bekam dafür schriftlich für mich die fristlose Kündigung Überweisungsschein(!) als Hausarzt mit der Bitte, für mich einen anderen Hausarzt zu suchen. Er fügte einen Überweisungsschein mit Bitte um Bericht bei. Als meine Frau damit bei unserer Krankenkasse vorsprach, war das Gelächter natürlich groß. Hausarzt kündigt Patient, das hatten sie noch nicht erlebt. Ich überlegte, gerichtlich dagegen vorzugehen, wollte letztendlich dem Mann seine Zukunft nicht verbauen. Vielleicht ist er auch sauer, weil meine Frau kurz vordem schon den Hausarzt gewechselt hatte. Betrübt war ich jedenfalls nicht, schließlich hatte er genug an mir herum-gedoktert mit Negativfolgen.


Frühe Physiotherapien unentbehrlich

Wie schädlich es ist für einen Schlaganfallpatienten, keine Frühtherapie bekommen zu haben, bekam ich vollends am eigenen Leib zu spüren. Mit zunehmender Festigkeit der Lähmung fällt es einem Patienten viel schwerer, in den alten Körperbewegungsablauf wieder hineinzukommen. Die einst selbstverständlichen Bewegungsabläufe können nur noch mit total 100%iger Konzentration vollzogen werden. Es  klingt banal, aber es geht kaum noch ein Schritt oder eine andere Bewegung mehr ohne gänzliche Überlegung. Beginnt man jedoch früh mit der Ergotherapie und Krankengymnastik, sind die Chancen viel höher, eines Tages die Bewegungen einigermaßen wieder hinzubekommen. Die richtige Physiotherapie kann wahre Wunder bewirken. Vor allem zeigte mir Wilma Strikkers, wie sie effektiv mit spezielle Massagen, Gymnastik u. v. m.  gesund und fit hielt. Eines mußte einem ohnehin klar sein. Aber krank ist ja nur der, der mit seiner Krankheit einigermaßen gut leben kann. Ich pflegte immer zu sagen, ich bin nicht krank, sondern nur noch ein wenig behindert! Zuhause hatte Antje Koedam von der Kapellener Praxis Fischer.

Sie hatte es naturgemäß am schwersten, mir einigermaßen Schritt und Haltung beizubringen. Die Holländerin bemerkte sehr schnell, daß ich anfänglich therapeutisch schwer vernachlässigt  bin. Trotz allem erreichte sie bei mir eine viel bessere Mobilität. Doch das reichte mir noch nicht, ich wollte mehr und wechselte zur Praxis Bonnes/Strikkers nach Kalkar. Das war eine sehr gute Entscheidung, da meine Physiotherapeutin Wilma Strikkers-Haukes spezialisiert war auf Schlaganfall und mehr wollte und mich forderte. Selbst die Ergotherapeutin Doris Bonnes war der Ansicht, daß im linken gelähmten Arm noch einiges an Bewegung kommen könnte, wenn die Therapie richtig angewandt wird. Es wurde deutlich besser. Ich brauche mir aber nie den Vorwurf machen, zu wenig dafür getan zu haben. Es imponierte war vor allem, daß in dieser Praxis die Ausbildung von Ergotherapeuten groß geschrieben wird. Während meiner Patientenzeit sind Oliver Behr (Oberhausen); Kathrin Bross (Kleve); Ursula Schmitz (Kevelaer); Melanie Sting (Moers); Marc Mölders (Kleve) und Nicole Mertin (Kalkar) zu  Ergotherapeuten/innen ausgebildet. Bei einigen von ihnen durfte ich sogar als Patient während ihrer Prüfung fungieren. Auch die holländische Ergotherapeutin Natascha Arts sowie ihr deutscher Kollege und Namensvetter Georg Arts und die Physiotherapeutin Loes Borgers verzeichneten mit meinem  Bein und Arm sowie der Schulter Besserungen, die ohne intensives Training nicht möglich gewesen wären. Eine außerordentlich gute und zielstrebige Physioterapeutin ist auch Daniela Augustin aus Goch, die zwar als Urlaubsvertretung eingestellt ist, aber genau das Ziel  des Patienten nicht aus den Augen verlor und dahin arbeitete. Ich bin mit ihr außerordentlich zufrieden, weil sie so zielgerichtet arbeitet. Wichtig waren vor allem bei ihnen die Befund-Techniken. Dies ist auch nur durch Fortbildung möglich, von der ich nur profitierte.

 

Mit dem Rollstuhl in Sommerurlaub

Urlaubszeit – auch für die meisten Behinderten  die schönste Zeit des Jahres, vor allem aber für die pflegenden Angehörigen. Aber damit im Urlaub wirklich alles so wird, wie man sich es erträumt hat und glücklich und zufrieden sowie mit neuer Kraft nach Hause zurückkehrt, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. Zunächst wird das Urlaubsziel ausgewählt, welches Land kommt meinen Urlaubsbedürfnissen am meisten entgegen. Dann sollte man sich tunlichst den Unterschied von behindertengerecht und behindertenfreundlich  vor der Abreise erläutern lassen: Behindertenfreundlich muß nach lange nicht behindertengerecht sein! Daß mein erster Urlaub als Rollstuhlfahrer mit meiner Frau ausgerechnet in die Berge zum Bayerischen Wald nach Liedberg-Spiegelhütte am Fuße des Berges Großer Arber zur Familie Strassner führte, haben wir unserem befreundeten Ehepaar Rinnes und Gertrud Paeßens zu danken. Zum einen boten sie meiner Frau ihre Hilfe bezüglich meiner Person an und zum anderen übernahm mein Freund Rinnes für die gesamte Zeit den Job als Fahrer. Die Tagesfahrten zum Museumsdorf Bayerischer Wald, zu der Donau-Stadt Passau, mit dem herrlichen Dom und der weltgrößten Orgel. Natürlich stand auch eine Donau-Schiffahrt auf dem Programm. Von diesen Autofahrten war meine Frau schon mal befreit während dieser Zeit. Zudem hatte man uns versichert, daß die Gastgeber Strassner außergewöhnlich nette Leute seien und alles tun, um mir den Aufenthalt zu erleichtern, zudem ein Zimmer für mich behindertenfreundlich hergerichtet war. ich Im Nachhinein muß ich dem alles zustimmen. Besser hätten wir es nicht haben können. Außerdem war die Gastgeberin Anneliese Strassner eine hervorragende Köchin. Dafür alleine lohnte sich schon dort der Urlaub. Als wir dort ankamen, sah ich vor dem Eingang eine große Terasse mit Stufen, später doch auch noch eine betonierte Rampe. Meine Augen leuchteten. Es war alles prima! Als unser Urlaub zu Ende ging, sah ich, wofür die Rampe gedacht war: für die Fässer Bier vom Brauereifahrzeug. Für mich schien es wie extra angefertigt. Aber genutzt habe ich sie trotzdem für den Rollstuhl, weil das per Zufall so gut paßte.

 

Schlaganfall und Sexualtät

Auch Schlaganfallpatienten betrifft dieses Thema. Obwohl durch einen Schlaganfall sexuelle Bedürfnisse und vor allem die Leistungsfähigkeit kaum beeinträchtigt werden, sollte man aber wissen, daß bestimmte Medikamente zu Erektionsstörungen und auch Libidoverlust führen können. Nach der Erkrankung treten zunächst andere Dinge in den Vordergrund. Den Patienten beschäftigen Fragen „Werde ich überhaupt wieder ohne Hilfsmittel laufen können?“ „Werde ich wieder sprechen  oder im Beruf weiter arbeiten können?“

 

Neues Haus oder ein Umzug in Planung

Da die Reparaturen an und in unserem Haus zunahmen und meine Frau diese Arbeit zusätzlich kaum noch bewältigte, sinnierten wir über eine behindertengerechte Mietwohnung in unserer Stadt, die es aber auf Anhieb hier nicht gab. Unser jüngster Sohn machte sich auch so seine Gedanken über eine Verbesserung unseres Wohnumfeldes und schlug uns überraschend vor, daß Elternhaus zu verkaufen und ein neues Fertighaus zu bauen. Er hatte eine Firma zur Hand, für die seine Firma arbeitete und ließ uns direkt Baupläne vorlegen. Meine Frau und ich waren direkt  begeistert, zumal er sich auch als Bauherr fungieren wollte und wir uns die Parterre Rollstuhlgerecht als Eigentumswohnung anbot. Er wollte auch das finanzielle Risiko auf sich nehmen und die Etagenwohnung auch vermieten. Da uns nichts Besseres passieren konnte, willigten wir diesem Vorhaben zu und wurden schnell konkret.


Zum 2. Mal nach Bad Godesberg zur Reha

Als mein Neurologe Dr. Borrmann aus Emmerich nach einer gewissen Zeit bemerkte, daß sich mein Zustand stabilisierte und ich relaxer wurde, beantragt er für mich einen 2. mehrwöchigen Aufenthalt in der Rehabilitationsklinik „Godeshöhe“ in Bonn/Bad Godesberg, die auch von meiner Deutschen Angestellten-Krankenkasse genehmigt wurde. Vom Personal dort, wo man sich noch gut an mich erinnerte, wurde ich herzlich willkommen geheißen. Ich war lediglich enttäuscht, daß ich nicht wieder auf die Station B 2 kam, es wurde die C 4. Als erste lief mir Schwester Edeltrude Knoben vor den Rollstuhl, die sich erstaunt zeigte, wie gut ich mich entwickelt hatte von dem schweren Schlaganfall. Nicht minder erstaunt zeigte sich die Oberärztin Dr. Güldenberg. Sofort beim Abendtisch lernte ich Heinz-Gerd Buckstegen aus meinem Nachbarort Alpen-Veen sowie Wolfgang Sedlazek aus Wachtendonk-Wankum kennen und verstanden uns alle auf Anhieb gut, Schon hatten wir wieder einen Niederrhein-Stammtisch, der öfter beim Personal für Verwirrung sorgte. Natürlich blieb das nicht lange geheim und weitere Patienten schlossen sich unserem Kreis an, so wie die Eheleute Gerd und Magda Küchler aus Bad Münstereifel oder Dorothee Scheer aus Mönchengladbach. Selbst das Reha-Personal bekam bald „Wind davon“ und gaben sich zu erkennen, wie Maria Holtermann, geb. Troost, aus Sonsbeck, die als Ergotherapeutin, die Versuchsküche leitet und in Bad Breisig eine neue Heimat fand. Daß die Tochter Jutta von meiner Nachbarin auch noch mit ihrem Cousin verheiratet ist, war aus Gesprächen auch noch festgestellt.  Gerne erinnere ich mich insbesondere an die Schwestern Nathalie Flux, Ursula Pieper, Andrea Pilawa, Christine Knieps, Birgit Ring, den Stationsarzt Dr. Stephan Faust sowie die Nachtschwester  Inka Horn, Versuchsküchenleiterin Maria Holtermann und die Physiotherapeutin Anne Hengstenberg.

 

Für unser Haus einen Käufer gefunden

Sowohl in unserer Familie als auch in unserem Ort gab es nur noch ein Thema „neues Haus“! Aber zunächst mußten wir unser bewohntes erst verkaufen. Wir schalteten selbst Zeitungsanzeigen sowie einen Immobilienmakler für den Verkauf einen .Interessenten waren auch genügend da. Das was meistens bei Interessenten fehlte, war erspartes Geld.

 

Marcus-Klinik Bad Driburg für mich ein Hit

2003 wurde mir von der DAK wieder eine Reha bewilligt, die ich in Bad Driburg auf jeden Fall antreten wollte, um sieben Jahre nach dem Schlaganfall noch dazu zu lernen. Meine bisherige Ergotherapeutin hatte mir eine Zwangspause verordnet, die ich später bereuen musste. Wohlweislich war ich auf der Suche nach einem neuen Ergotherpeuten/in und bin auch mit Martin Lethmate aus Kleve fündig geworden. Er stabilisierte zunächst meine Rücken- und  Schulter-Muskulatur und ging systematisch nach der Bobath-Methode vor. Den Wechsel sollte ich nicht bereuen, wie der Bobath-Guru Anne Marie Boyle aus England, die ich in einem Bobath-Aufbaukurs in Bad Driburg als Kurspatient kennen lernte, mir bestätigte. Sie fragte mich vorwurfsvoll, was denn die bisherige Ergotherapeutin in den vergangenen 7 Jahren mit mir gemacht habe! Mein Glück war, dass ich dieser Bobath-Ausbilderin  und die Marcusklinik  mit den Therapeuten Ursula Heite, Heike Weber und Maria Baumgove sowie Stationschwester Verena Schmittker kennen  lernte. Alle sorgten meinerseits für einen ordentlichen Schub nach vorne.


Nach einem sechswöchigen Aufenthalt, verlässt Franz Crom im Arm seiner Frau Maria, stolz das Haus im Gehschritt.                               Foto: Kurt Beyer (+)

Habe mir zum Wahlspruch gemacht:

Wer das Unmögliche erreichen will,

 muss das Mögliche schaffen!“

 

Ich bin zwar oft deprimiert, habe aber nie an Aufgabe gedacht. Nur so konnte man weiterkommen. Dazu eine Lebenspartnerin, die herzensgut, aber auch fordernd, und hart sowie direkt ist. Und das Glück habe ich gehabt in der schwersten Phase. Dazu noch die Mutmachung des Krankenhaus-/Klinik-Personals, der eigenen Verwandten und Freunde. Sie alle gaben noch mehr Tatkraft und Energie. Obwohl ich  noch nicht gut  konnte, hüpfte ich  (zumindest gedanklich) vor Freude in die Luft. Nur  gut,  dass  das  Wochenende schon in drei Tagen begann. Meine größte Sorge war, ob zu Hause wohl alles gut vorbereitet wird und was meine Nachbarn und Bekannten wohl sagen werden, wenn sie mich nach langer Zeit wiedersehen.


 Der Rollstuhlfahrer

Ein Leben im Rollstuhl ist nicht leicht,

treffen kann es jeden, schon heut oder morgen,

durch Willen und Training wird vieles erreicht!

und vergessen sind dann manche Sorgen.

Ob durch Medikamente, Unfall  oder Schlaganfall,

alle sollten daran denken,

dieses Schicksal lauert überall.

Dem Rollstuhlfahrer auch mal einen Blick zu schenken,

denn im Leben geht´s oft rauf und runter.

Mein Wunsch: bleibt alle gesund und munterResumee meiner Frau

Ob in der Gaststätte, einer öffentlichen Institution, im Theater oder Hotel, mittlerweile stehen behinderten Menschen die meisten Häuser offen. Doch immer noch stößt die Mobilität gehandicapter Menschen auch noch an Grenzen wie Türen, die zu schmal für den Rollstuhl sind oder auch  Gäste;  die behinderte Menschen schief ansehen. Die Zahl der kleinen und großen, realen und zwischenmenschlichen  Hürden ist oft groß. Mittlerweile haben sich aber viele dieser Häuser in den Bereichen angepasst. Und das ist gut so! Schlimm empfand ich auch, dass ich mit dem Krankenhausaufenthalt meines Mannes alle wesentlichen Entscheidungen, die ich vormals immer gemeinsam mit ihm getroffen habe,  jetzt eigenständig zu entscheiden hatte. Nicht, dass sie das nicht konnte, aber sie wurde selten den Gedanken nicht los, ob man auch die richtige Entscheidung getroffen hat. Oft ist es  auch sehr anstrengend  während der täglichen Begleitung mit meinem Mann im Rollstuhl unerwartete Hindernisse zu meistern. Eines der schlimmsten Übel sind abgestellte Fahrräder auf dem Bürgersteig. Dann liebt man insbesondere die historischen Stadtkerne mit dem Kopfsteinpflaster, das sich für einen Rollstuhl besonders eignet. Wenn dann auch noch ein Auto direkt an einer Bürgersteig-Absenkung parkt, konnte man schon leicht an der Gedankenlosigkeit seiner Mitbürger zweifeln. Der Schlaganfall hatte meinen Mann etwas verändert: Körperlich, geistig und emotionell. Nicht einfach ist es auch, damit fertig zu werden, dass mein Mann völlig aus dem Gleichgewicht war. Mit der Zeit sah und erlebte ich so viel Unerfahrenheit und Unselbständigkeit mancher Frauen, dass ich spontan eine weitere Selbsthilfegruppe (SHG) für pflegende Angehörige von Schlaganfallpatienten in Geldern gründete, die sich auch alle vier Wochen gesondert und an einem anderen Ort als die eigentliche SHG Gelderland traf.


 Mein Fazit

Als Rollstuhlfahrer hat man  überhaupt keine Lobby und wenn man sie vordem nur kaum hatte, dann besitzt man als Rollstuhlfahrer keine mehr. Es gibt auch noch viele Schlaganfallbetroffene, die meiden bewußt ihre Außenwelt, igeln sich in ihren eigenen vier Wänden ein und interessieren sich noch kaum für Dinge, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe abspielen, und das ist das Schlechteste, was einem passieren kann. Dann doch mitten im Leben sehen und an vielen Dingen teilhaben. Man ist stolz, wenn man  noch gebraucht wird, wie beispielsweise im Vereinsvorstand. Mein Rat und meine Meinung ist noch gefragt. Auch wenn die Bewegungen mit anderen gleich zu tun nicht mehr so gegeben sind, wie früher. Die Grundvoraussetzung ist zunächst, dass man sich selbst mit seiner eigenen mißlichen Lage abgefunden hat und sich selbst so behindert akzeptiert. Das dauert zwar lange, aber man kommt daran auf die Dauer nicht vorbei, sich selbst so zu akzeptieren, wie man geworden ist. Enttäuscht war ich bis dato vor allem von meinen beiden älteren Söhnen Norbert und Stephan und ihren Ehefrauen, die nicht einmal nach Hause kamen, und sich nach unserem Befinden erkundigten oder ihre Hilfe mal anboten, um meiner Frau mal Entlastung zu gönnen. Da muß ich unseren jüngsten Sohn Thorsten und seine Frau Andrea loben, die uns nie im Stich ließen und immer halfen. Dasselbe gilt für unsere Tochter Monika mit ihrem Mann Stephan, die alles dran setzten, mir und meiner Frau Erleichterung zu bieten. Auch meine Geschwister zeigten sich nicht von der vorbildlichsten Seite bezüglich der Hilfen. Würde ich mich auf die Hilfen meiner Geschwister verlassen, dann wäre ich verlassen! Da waren unsere Freunde Marinus und Gertrud Paeßens schon von einem anderen Kaliber in dieser Beziehung. Selbst ihre beiden Söhne Werner und Raimund beziehe ich da ihre Söhne Werner und Raimund mit ein. Die halfen, wo sie konnten. Für sie war das selbstverständlich und für mich war das äußerst beruhigend und trug wesentlich zum Heilungsprozeß bei. Jedenfalls war es mir möglich, mich im eigenen Haus mit dem 4-Punktestock zu bewegen. Der Physiotherapeut Matthias von Heesen hatte recht behalten, wenn ich nicht zu gemütlich oder faul war. Ich wollte zwar mehr, aber mehr ging einfach nicht! Eines habe ich in all der Zeit auch festgestellt, man muß nach einem Schlaganfall das Leben bewußt neu erleben.


Literaturhinweise

 

SHG = Selbsthilfegruppe, MRT = Magnettresonanz-Tomographie; EEG = Elektro-Encephalo-Gramm.

 

 Literaturverzeichnis: Dieter Zimmer:  Die gelbe Karte 208 Seiten, (ISBN: 3-404-61361-9), 12,90 DM; Jean-Dietrich Peinert, Stefanie Esan: Aus dem Gleichgewicht  Mabuse-Verlag Frankfurt (ISBN: 3-929106, 24,80 DM; Dominique Bauby: Schmetterling und Taucherglocke  136 Seiten, gebund. Mit Schutzumschlag, (ISBN: 3-552-04869-3); 24,- DM; Bonnie herr Klein Ich spüre meine Tränen wieder 382 Seiten, geb. m. Schutzumschlag, (ISBN: 3-7951-1591-4),  29,80 DM; Dieter Menninger Lerne Abschied nehmen 128 Seiten, kartoniert, (ISBN: 3-596-11089-0); Evelin Reinke Wer nicht kämpft, kann nicht gewinnen 84 Seiten, kartoniert (ISSN: 143-945X), 8,- DM incl. Porto.

Franz Crom ist Journalist, wurde 1940 in Geldern am Niederrhein geboren und erlebte noch das bittere Ende des 2. Weltkrieges  mit. Er ist seit über 40 Jahren verheiratet, hat vier Kinder und sechs Enkelkinder. Seine Mutter, die bereits in jungen Jahren Kriegerwitwe ist, schlug sich mehr recht als schlecht mit zwei weiteren Kindern alleine durch die wirre Nachkriegszeit. Trotz allem hatte er eine fröhliche und zufriedene Kinderzeit. Nach der Volksschule besuchte Franz Crom das Internat  St. Josef in Geilenkirchen und  wurde dann einige Monate später zur Bundeswehr nach Fürstenau bei Osnabrück eingezogen, wo er auch seine Ehefrau kennenlernte.

Nach einem Volontariat beim Osnabrücker/Bersenbrücker Tageblatt (heute: NOZ) übernahm er sofort die Leitung des Redaktionsbüros Fürstenau. Dann ging er nach der Rezession und Fusion der beiden Osnabrücker Zeitungen in die Bezirksredaktion der Düsseldorfer „Rheinische Post“ seiner Heimatstadt Geldern und  ist u. a. verantwortlicher Redakteur für den lokalen Sport.

Ab Sommer 1987 bis Ende der Legislaturperiode 1996 wechselte er gänzlich sein Betätigungsfeld nach Bonn . Dort ist er tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter und gleichzeitig als persönlicher  Referent von MdB und Haushaltsexperte Helmut Esters, der nach dem Tod von Alt-Bundeskanzler Willy Brandt dienstältester SPD-MdB ist.

Nach seiner  fast zehnjährigen Dienstzeit im „Langen Eugen“ in Bonn übernahm der Autor die Chefredaktion vom Abendblatt in Oberhausen bis zu seinem Schlaganfall am 30. August 1996.

Sein größtes Hobby ist der Karneval;  Dort  ist er schon seit 1975 im Karnevalsvorstand (Komitee) als Geschäftsführer und Vizepräsident der KKG Kapellen 1963 e. V. aktiv. Er engagiert sich in der Selbsthilfegruppe für Schlaganfallbetroffenenen und Angehörige  im Kreis Kleve in Kleve und gründet in Geldern mit dem Oberarzt Dr. Leo Hellmann 1999 die Selbsthilfegruppe Gelderland und ist  in der Arbeitsgruppe der SPD 60 plus in seiner Heimatstadt und im Unterbezirk Kleve tätig. Im Jahre 2000 wurde er im Selbsthilfe- und Gesundheitsausschuß des Kreises Kleve delegiert. 2003 gehörte er außerdem mit seiner Frau Maria dem „Euregio“-Projekt

dem Gremium „Grenzüberschreitende medizinische Versorgung“ der Euregio Rhein-Waal im Kreis Kleve/Niederlande an.


 Geleitworte

 

In den Jahren, seit dem ich im neurologischen Akut- und Rehabilitationsnereich in Deutschland berufstätig bin, sind mir nur wenig Personen begegnet, die trotz ihrer Behinderung so bewußt, motiviert und engagiert in ihrem „behinderten“ Leben stehen, wie Herr Crom.

Obwohl Herr Crom durch einen Apoplex schwerst betroffen ist, können und wollen er und seine Ehefrau noch sehr viel im täglichen Leben unternehmen, dies alles ist aufgrund ihrer Unterstützung, seines Optimismus, seiner Willenskraft und seines Humors möglich. Diese Eigenschaften wirken sich auch deutlich positiv auf die Physiotherapie aus.

Für mich  ist Herr Crom wieder einmal der Beweis, daß es möglich ist, trotz umfassender crebraler Schädigungen, auch nach längerer Zeit, durch intensive adäquate Therapien in allen sensorischen, motorischen, kognitiven Bereichen Fähigkeiten zu er(lernen und damit die Lebensqualität eines durch eine neurologische Schädigung Betroffenen zu erhöhen. Auch wenn es „nur“ einige Schritte sind, die man „gehen“ kann: es erweitert den Lebensraum.

Ich hoffe und wünsche , dass alle, die dieses Buch lesen wie Betroffene, Angehörige, Therapeuten, Ärzte und alle Interessierte sich bewußt werden, welche Komplexität dieses Krankheitsbild mit sich bringt und durch eine adäquate Zusammenarbeit in allen Disziplinen dem Betroffenen am meisten geholfen ist.

                                                                                      Wilma Strikkers-Haukes, Kalkar

                                                                                      Physiotherapeutin

                                                                                      NDT-(Bobath) Therapeutin

 

 

 Freude habe ich empfunden; als Herr Crom mich fragte, ein Geleitwort für sein Buch zu schreiben. Als Ergotherapeutin habe ich nicht oft die Möglichkeit, mit einem so hochmotivierten Menschen zusammen zu arbeiten. Seit vielen Jahren arbeite ich sowohl in der Akut- als auch Rehabilitationsphase mit Schlaganfallpatienten und deren Angehörigen. Und doch habe ich wenige Menschen kennengelernt, die sich in unserer Gesellschaft für sich und andere betroffene Menschen einsetzen wie der Autor selbst (Er hat auch das große Glück, eine Frau zu haben, die ihn in guten und schlechten Zeiten adäquat begleitet und ihm zur Seite steht:). Seit zwei Jahren habe ich eine eigene Praxis mit dem Schwerpunkt der „Neurologischen Erkrankungen:“ Ungefähr zugleich gründete ich in Verbindung mit der Deutschen Schlaganfall-Stiftung eine Selbsthilfegruppe in Kleve für den gesamten Kreis und Rhein-überschreitend.

Schlaganfallpatienten und deren Angehörige. Seit Herr Crom von mir ergotherapeutisch behandelt wird, arbeitet er aktiv mit seiner Frau in dieser Gruppe. Mehr noch: in seiner Hematstadt Geldern gründete er mit dem Arzt Dr. Leo Hellmann eine weitere Gruppe, die sehr großen Anklang findet.

Herr Crom ist einer von den Menschen, die einen“ Apoplex“ mit motorischen Ausfällen erlitten hat. Er hat lange Zeit im Rollstuhl gesessen, heute kann er einige Wege „ohne“ Stock bewältigen. Viele Menschen  sind auch heute noch der Meinung, dass nach zwei Jahren keine Verbesserungen mehr eintreten. Das ist natürlich, wissenschaftlich belegt, nicht richtig. Vieles geschieht aus Unwissenheit und ich hoffe und wünsche mir, dass dieses Buch einen wesentlichen Beitrag dazu leisten wird, das betroffenen Menschen die Möglichkeit eröffnet wird, in jeder Beziehung eine zeitgemäße und adäquate Rehabilitation erfahren.

Doris Bonnes Ergotherapeutin, Kalkar

 

Hier nun, liebe Besucher, ist die lesenswerte Erzählung von Franz Crom zu Ende. Wenn Sie uns auch etwas zu erzählen haben, mailen oder schreiben Sie uns doch. Wir werden auch Ihre Erzählung veröffentlichen.